Was tun bei Kreislaufproblemen an heißen Tagen?

Viele Patientinnen und Patienten berichten mir, dass sie an heißen Tagen unter Kreislaufproblemen leiden: Schwindel, Schwäche, Herzklopfen, Schwitzen, manchmal sogar Übelkeit oder kurze Ohnmachtsgefühle. Gerade im Sommer, wenn die Temperaturen steigen, werden diese Symptome häufiger und können den Alltag erheblich beeinträchtigen. Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) gibt es dafür sehr klare Erklärungen – und ebenso hilfreiche, natürliche Wege, wie Sie Ihren Kreislauf stärken und Beschwerden vorbeugen können. Lassen Sie mich Ihnen heute ausführlich schildern, wie Kreislaufprobleme im Sommer entstehen, was Sie selbst tun können und wie ich Sie im Rahmen eines Coachings oder einer Behandlung gezielt unterstütze.
Kreislaufprobleme im Sommer: Was passiert im Körper?
Im Sommer dominiert nach den Prinzipien der TCM das Yang: Hitze, Aktivität, Ausdehnung. Der Körper öffnet sich nach außen, um überschüssige Wärme abzugeben. Wir schwitzen mehr, verlieren dabei nicht nur Wasser, sondern auch wertvolle Mineralien und Körpersäfte – das sogenannte Yin wird erschöpft. Das Herz, das in der TCM als Sitz des Geistes und als zentrales Organ für Kreislauf und Blutfluss gilt, arbeitet auf Hochtouren, um die Wärme im Körper zu verteilen und zu regulieren.
Doch gerade wenn das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang gestört ist, kann es zu Kreislaufproblemen kommen. Die Hitze treibt das Yang nach oben: Der Kopf wird heiß, das Herz schlägt schneller, der Blutdruck kann schwanken. Gleichzeitig fehlt dem Körper oft die Substanz (Yin), um das Yang zu halten und zu verankern. Das Ergebnis: Schwindel, Schwäche, Herzrasen, Schwitzen, manchmal sogar Ohnmacht.
Die wichtigsten Ursachen aus Sicht der TCM
1. Verlust von Körpersäften und Yin
Durch starkes Schwitzen verliert der Körper nicht nur Wasser, sondern auch Yin-Substanz. Yin steht in der TCM für Kühle, Substanz und Ruhe. Wenn das Yin erschöpft ist, kann das Yang (die Wärme, die Aktivität) nicht mehr gehalten werden. Das äußert sich in Symptomen wie Hitzewallungen, innerer Unruhe, Herzklopfen, Trockenheit, Schwindel und Kreislaufschwäche.
2. Schwäche von Qi und Blut
Qi ist die Lebensenergie, die den Körper durchströmt und alle Funktionen aufrechterhält. Blut nährt und befeuchtet die Organe und Gewebe. Bei anhaltender Hitze, wenig Appetit, zu leichter oder einseitiger Ernährung kann es zu einem Mangel an Qi und Blut kommen. Typische Symptome sind Blässe, Schwäche, Herzklopfen, Schwindel, kalte Hände und Füße.
3. Schwäche der Mitte (Milz und Magen)
Die Milz ist in der TCM für die Umwandlung der Nahrung in Qi und Blut zuständig. Zu viel Rohkost, kalte Getränke oder unregelmäßige Mahlzeiten schwächen die Milz, was zu Verdauungsproblemen, Müdigkeit, Schwäche und Kreislaufbeschwerden führen kann.
4. Übermäßige Aktivität und Schlafmangel
Im Sommer sind viele Menschen besonders aktiv, schlafen weniger und gönnen sich kaum Pausen. Das erschöpft die Reserven des Körpers und kann das Gleichgewicht von Yin und Yang zusätzlich stören.
Warum treten Kreislaufprobleme gerade bei Hitze auf?
Die Sommerhitze ist nach TCM ein „Yang-Pathogen“, das die Körpersäfte verbrennt und das Yin schwächt. Je mehr wir schwitzen, desto mehr Yin verlieren wir – und desto weniger kann das Yang gehalten werden. Die Folge: Das Yang steigt auf, der Kopf wird heiß, der Kreislauf instabil. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Menschen mit niedrigem Blutdruck, Frauen in den Wechseljahren und alle, die von Natur aus zu Schwäche oder Blutmangel neigen.
Auch die Verdauung leidet unter der Hitze: Viele essen weniger, greifen zu kalten oder rohen Speisen, trinken eiskalte Getränke. Das schwächt die Mitte (Milz und Magen) und führt dazu, dass weniger Qi und Blut gebildet werden – die Grundlage für einen stabilen Kreislauf fehlt.
Was können Sie selbst tun? – Praktische TCM-Tipps für heiße Tage
1. Ausreichend, aber nicht übermäßig trinken
Trinken Sie regelmäßig kleine Mengen lauwarmes oder zimmerwarmes Wasser, ungesüßte Kräutertees (z.B. Chrysanthemenblüte, Minze, Lotusblatt) oder verdünnte Fruchtsäfte. Vermeiden Sie eiskalte Getränke, da sie die Mitte schwächen und die Verdauung belasten.
2. Die Ernährung anpassen
Setzen Sie auf leicht verdauliche, gekochte Speisen wie Reis, Hirse, gedünstetes Gemüse, Suppen oder Congee. Frische, wasserreiche Lebensmittel wie Melone, Gurke, Zucchini, Pfirsich oder Birne liefern Flüssigkeit und kühlen sanft, ohne die Mitte zu schwächen. Vermeiden Sie zu viel Rohkost, frittierte oder sehr scharfe Speisen und Alkohol.
3. Die Mitte stärken
Ein warmer Hirsebrei zum Frühstück, eine milde Gemüsesuppe mittags und abends helfen, die Milz zu stärken und Qi sowie Blut aufzubauen. Kleine, regelmäßige Mahlzeiten sind besser als große, schwere Portionen.
4. Yin bewahren
Schützen Sie sich vor direkter Sonne, tragen Sie helle, luftige Kleidung und vermeiden Sie körperliche Anstrengung in der Mittagshitze. Gönnen Sie sich Ruhepausen im Schatten oder in kühlen Räumen. Ein lauwarmes Fußbad am Abend kann helfen, das Yang zu verankern und das Yin zu bewahren.
5. Bewegung im richtigen Maß
Sanfte Bewegung am Morgen oder Abend, wie Qigong, Tai Chi oder ein Spaziergang, bringt das Qi in Fluss und stabilisiert den Kreislauf, ohne zu erschöpfen. Vermeiden Sie intensive Sportarten in der Mittagshitze.
6. Akupressur und Selbstmassage
Massieren Sie sanft die Punkte „Neiguan“ (Perikard 6, etwa drei Fingerbreit oberhalb des Handgelenks) und „Zusanli“ (Magen 36, unterhalb des Knies an der Außenseite des Schienbeins). Diese Punkte stärken das Herz, regulieren den Kreislauf und beruhigen den Geist.
7. Schlaf und Entspannung
Achten Sie auf ausreichend Schlaf und gönnen Sie sich tagsüber kleine Ruhepausen. Meditation, Atemübungen oder eine kurze Siesta helfen, das Yin zu regenerieren und den Kreislauf zu stabilisieren.
Typische Symptome und ihre Bedeutung in der TCM
- Schwindel, Schwäche, Schwarzwerden vor Augen: Zeichen für Qi- und Blutmangel, oft verstärkt durch Hitze und Flüssigkeitsverlust.
- Herzklopfen, Unruhe, innere Hitze: Hinweis auf ein Ungleichgewicht zwischen Herz-Yin und Herz-Yang, häufig bei Yin-Mangel.
- Schwitzen, besonders bei geringster Anstrengung: Zeichen für Qi-Schwäche, das Wei-Qi (Abwehr-Qi) kann die Poren nicht mehr schließen.
- Kalte Hände und Füße trotz Hitze: Hinweis auf eine Schwäche der Mitte oder des Yang, das Qi kann nicht mehr bis in die Peripherie transportiert werden.
Wie kann eine TCM-Behandlung bei mir helfen?
In meiner Praxis kombiniere ich verschiedene Methoden, um Sie individuell zu unterstützen:
1. Akupunktur
Gezielt gesetzte Nadeln helfen, das Yin zu stärken, das Yang zu regulieren, Hitze auszuleiten und den Kreislauf zu stabilisieren. Besonders bewährt haben sich Punkte auf Herz-, Milz-, Magen- und Nieren-Meridianen. Akupunktur kann akute Beschwerden wie Schwindel, Herzklopfen oder Schwitzen rasch lindern.
2. Kräutertherapie
Individuell abgestimmte Kräutermischungen nähren das Yin, stärken das Qi, kühlen das Blut und bauen die Mitte auf. Typische Kräuter sind Chrysanthemenblüte, Schisandra, Rehmannia, Astragalus, Lotusblatt und viele mehr. Die Rezeptur wird regelmäßig angepasst, je nachdem, wie sich Ihre Beschwerden entwickeln.
3. Tuina und Qigong
Sanfte Massagen entlang der betroffenen Meridiane (z.B. Herz, Milz, Magen, Niere) können das Yin stärken, Blockaden lösen und die Selbstregulation fördern. Qigong-Übungen werden individuell ausgewählt, um den Kreislauf zu stabilisieren und das Yin zu bewahren.
4. Lebensstil-Coaching
Gemeinsam analysieren wir Ihre Gewohnheiten und finden heraus, wo Sie kleine, aber wirkungsvolle Veränderungen einbauen können – sei es bei der Ernährung, im Umgang mit Stress oder in Ihrer Tagesstruktur. Ich zeige Ihnen, wie Sie Yin und Yang im Alltag besser ausbalancieren und Ihren Kreislauf schützen.
Ein Beispiel aus meiner Praxis
Eine Patientin kam zu mir mit starken Kreislaufproblemen an heißen Tagen: Schwindel, Schwäche, Herzklopfen, Schwitzen und Konzentrationsstörungen. Die Zungendiagnose zeigte eine rote, dünne Zunge mit wenig Belag, der Puls war schwach und schnell – klassische Zeichen eines Yin- und Qi-Mangels. Wir begannen mit einer Kombination aus Akupunktur, individuell abgestimmter Kräutertherapie, Ernährungsumstellung (mehr gekochte, kühlende Speisen, weniger Kaffee und Alkohol) und einfachen Qigong-Übungen. Schon nach wenigen Wochen stabilisierte sich ihr Kreislauf, sie fühlte sich wieder sicher und vital.
Fazit: Kreislauf stabilisieren – sanft und nachhaltig
Kreislaufprobleme an heißen Tagen sind kein Schicksal, das Sie einfach hinnehmen müssen. Sie sind ein Zeichen dafür, dass Ihr Körper nach Ausgleich und Fürsorge verlangt. Die TCM bietet Ihnen einen reichen Schatz an Möglichkeiten, Yin und Yang wieder in Harmonie zu bringen, das Herz zu beruhigen, die Mitte zu stärken und Ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.
Wenn Sie sich Unterstützung wünschen, begleite ich Sie gerne mit individueller Beratung, gezielten Behandlungen und alltagstauglichen Tipps. Gemeinsam finden wir heraus, was Ihr Körper und Ihr Geist brauchen, um auch in heißen Zeiten stabil, sicher und voller Energie zu bleiben.