Was hilft gegen Sommermüdigkeit?

Müde im Sommer
Müde im Sommer?

Viele Menschen kommen im Sommer zu mir und berichten, dass sie sich trotz Sonne und langen Tagen ungewöhnlich müde, schlapp oder antriebslos fühlen. Vielleicht kennen Sie das auch: Man wacht morgens nicht richtig erholt auf, ist tagsüber schneller erschöpft, die Konzentration lässt nach, und selbst kleine Aufgaben wirken schwerer als sonst. Diese sogenannte „Sommermüdigkeit“ ist kein Einzelfall, sondern ein weit verbreitetes Phänomen – und aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) gibt es dafür sehr klare Erklärungen und natürliche, alltagstaugliche Wege, wie Sie Ihre Energie zurückgewinnen und bewahren können.

Sommermüdigkeit – Was passiert im Körper?

Im Sommer dominiert nach den Prinzipien der TCM das Yang, das für Wärme, Aktivität und Ausdehnung steht. Die Sonne strahlt, die Tage sind lang, das Leben spielt sich draußen ab und wir sind aktiver als in anderen Jahreszeiten. Doch diese Fülle an Yang hat ihren Preis: Der Körper öffnet sich nach außen, um überschüssige Wärme abzugeben. Wir schwitzen mehr, verlieren dabei nicht nur Wasser, sondern auch wertvolle Körpersäfte (Yin) und Mineralien. Das Herz, das in der TCM als Sitz des Geistes und als zentrales Organ für Kreislauf und Blutfluss gilt, arbeitet auf Hochtouren, um die Wärme im Körper zu verteilen und zu regulieren.

Gleichzeitig sind viele Menschen im Sommer besonders aktiv, schlafen weniger, gönnen sich kaum Pausen und greifen aus Appetitlosigkeit oder Bequemlichkeit zu kalten Getränken, Eis oder rohen Speisen. All das belastet die Verdauung, schwächt die Mitte (Milz und Magen) und führt dazu, dass weniger Qi und Blut gebildet werden – die Grundlage für Energie und Vitalität fehlt. Die Folge: Müdigkeit, Schweregefühl, Konzentrationsprobleme, Kreislaufschwäche und manchmal sogar leichte depressive Verstimmungen.

Die wichtigsten Ursachen für Sommermüdigkeit aus Sicht der TCM

1. Verlust von Körpersäften und Yin

Durch starkes Schwitzen verliert der Körper nicht nur Wasser, sondern auch Yin-Substanz. Yin steht in der TCM für Kühle, Substanz und Ruhe. Wenn das Yin erschöpft ist, kann das Yang (die Wärme, die Aktivität) nicht mehr gehalten werden. Das äußert sich in Symptomen wie Hitzewallungen, innerer Unruhe, Herzklopfen, Trockenheit, Schwindel und Kreislaufschwäche.

2. Schwäche von Qi und Blut

Qi ist die Lebensenergie, die den Körper durchströmt und alle Funktionen aufrechterhält. Blut nährt und befeuchtet die Organe und Gewebe. Bei anhaltender Hitze, wenig Appetit, zu leichter oder einseitiger Ernährung kann es zu einem Mangel an Qi und Blut kommen. Typische Symptome sind Blässe, Schwäche, Herzklopfen, Schwindel, kalte Hände und Füße.

3. Schwäche der Mitte (Milz und Magen)

Die Milz ist in der TCM für die Umwandlung der Nahrung in Qi und Blut zuständig. Zu viel Rohkost, kalte Getränke oder unregelmäßige Mahlzeiten schwächen die Milz, was zu Verdauungsproblemen, Müdigkeit, Schwäche und Kreislaufbeschwerden führen kann.

4. Übermäßige Aktivität und Schlafmangel

Im Sommer sind viele Menschen besonders aktiv, schlafen weniger und gönnen sich kaum Pausen. Das erschöpft die Reserven des Körpers und kann das Gleichgewicht von Yin und Yang zusätzlich stören.

5. Sommerhitze und Feuchtigkeit

Die Sommerhitze ist nach TCM ein „Yang-Pathogen“, das die Körpersäfte verbrennt und das Yin schwächt. In Regionen mit hoher Luftfeuchtigkeit kommt noch das „Dampfelement“ hinzu, das die Milz belastet und zu innerer Schwere, Völlegefühl und noch mehr Müdigkeit führen kann.

Was können Sie selbst tun? – Praktische TCM-Tipps gegen Sommermüdigkeit

1. Die Mitte stärken: Ernährung anpassen

Setzen Sie auf leicht verdauliche, gekochte Speisen wie Reis, Hirse, gedünstetes Gemüse, Suppen oder Congee. Frische, wasserreiche Lebensmittel wie Melone, Gurke, Zucchini, Pfirsich oder Birne liefern Flüssigkeit und kühlen sanft, ohne die Mitte zu schwächen. Vermeiden Sie zu viel Rohkost, frittierte oder sehr scharfe Speisen und Alkohol. Ein warmer Hirsebrei zum Frühstück, eine milde Gemüsesuppe mittags und abends helfen, die Milz zu stärken und Qi sowie Blut aufzubauen. Kleine, regelmäßige Mahlzeiten sind besser als große, schwere Portionen.

2. Yin bewahren und Flüssigkeit ausgleichen

Trinken Sie regelmäßig kleine Mengen lauwarmes oder zimmerwarmes Wasser, ungesüßte Kräutertees (z.B. Chrysanthemenblüte, Minze, Lotusblatt) oder verdünnte Fruchtsäfte. Vermeiden Sie eiskalte Getränke, da sie die Mitte schwächen und die Verdauung belasten. Mungbohnensuppe, Lotusblätter, Chrysanthemenblütentee oder Melonenwasser sind bewährte Mittel, um innere Hitze zu kühlen und das Yin zu stärken.

3. Bewegung im richtigen Maß

Sanfte Bewegung am Morgen oder Abend, wie Qigong, Tai Chi oder ein Spaziergang, bringt das Qi in Fluss und stabilisiert den Kreislauf, ohne zu erschöpfen. Vermeiden Sie intensive Sportarten in der Mittagshitze. Ein kurzes Stretching oder Atemübungen helfen, die Energie zu mobilisieren und den Geist zu klären.

4. Ruhepausen und Schlafhygiene

Achten Sie auf ausreichend Schlaf und gönnen Sie sich tagsüber kleine Ruhepausen. Ein kurzer Mittagsschlaf (20–30 Minuten) kann helfen, das Energielevel zu halten, sollte aber nicht zu spät oder zu lang sein. Lüften Sie Ihr Schlafzimmer gut, vermeiden Sie Zugluft und direkte Kälte auf den Körper. Die Raumtemperatur sollte angenehm, aber nicht zu kühl sein.

5. Akupressur und Selbstmassage

Massieren Sie sanft die Punkte „Neiguan“ (Perikard 6, etwa drei Fingerbreit oberhalb des Handgelenks) und „Zusanli“ (Magen 36, unterhalb des Knies an der Außenseite des Schienbeins). Diese Punkte stärken das Herz, regulieren den Kreislauf und beruhigen den Geist. Auch eine sanfte Bauchmassage im Uhrzeigersinn kann die Verdauung und das Qi stärken.

6. Emotionale Balance und Stressabbau

Im Sommer ist das Herz besonders empfindlich für emotionale Reize. Zu viel Aufregung, Stress, Sorgen oder auch übermäßige Freude können das Herz-Qi stören und den Geist unruhig machen. Meditation, ruhige Musik, sanftes Qigong oder entspannende Atemübungen helfen, den Geist zu beruhigen und das Herz zu entlasten.

Typische Symptome und ihre Bedeutung in der TCM

  • Schwindel, Schwäche, Schwarzwerden vor Augen:
    Zeichen für Qi- und Blutmangel, oft verstärkt durch Hitze und Flüssigkeitsverlust.
  • Herzklopfen, Unruhe, innere Hitze:
    Hinweis auf ein Ungleichgewicht zwischen Herz-Yin und Herz-Yang, häufig bei Yin-Mangel.
  • Schwitzen, besonders bei geringster Anstrengung:
    Zeichen für Qi-Schwäche, das Wei-Qi (Abwehr-Qi) kann die Poren nicht mehr schließen.
  • Kalte Hände und Füße trotz Hitze:
    Hinweis auf eine Schwäche der Mitte oder des Yang, das Qi kann nicht mehr bis in die Peripherie transportiert werden.

Wie kann eine TCM-Behandlung bei mir helfen?

In meiner Praxis kombiniere ich verschiedene Methoden, um Sie individuell zu unterstützen:

1. Akupunktur

Gezielt gesetzte Nadeln helfen, das Yin zu stärken, das Yang zu regulieren, Hitze auszuleiten und den Kreislauf zu stabilisieren. Besonders bewährt haben sich Punkte auf Herz-, Milz-, Magen- und Nieren-Meridianen. Akupunktur kann akute Beschwerden wie Schwindel, Herzklopfen oder Schwitzen rasch lindern.

2. Kräutertherapie

Individuell abgestimmte Kräutermischungen nähren das Yin, stärken das Qi, kühlen das Blut und bauen die Mitte auf. Typische Kräuter sind Chrysanthemenblüte, Schisandra, Rehmannia, Astragalus, Lotusblatt und viele mehr. Die Rezeptur wird regelmäßig angepasst, je nachdem, wie sich Ihre Beschwerden entwickeln.

3. Tuina und Qigong

Sanfte Massagen entlang der betroffenen Meridiane (z.B. Herz, Milz, Magen, Niere) können das Yin stärken, Blockaden lösen und die Selbstregulation fördern. Qigong-Übungen werden individuell ausgewählt, um den Kreislauf zu stabilisieren und das Yin zu bewahren.

4. Lebensstil-Coaching

Gemeinsam analysieren wir Ihre Gewohnheiten und finden heraus, wo Sie kleine, aber wirkungsvolle Veränderungen einbauen können – sei es bei der Ernährung, im Umgang mit Stress oder in Ihrer Tagesstruktur. Ich zeige Ihnen, wie Sie Yin und Yang im Alltag besser ausbalancieren und Ihren Kreislauf schützen.

Ein Beispiel aus meiner Praxis

Eine Patientin kam zu mir mit starker Sommermüdigkeit, Schwindel, Schwäche, Herzklopfen und Konzentrationsstörungen. Die Zungendiagnose zeigte eine rote, dünne Zunge mit wenig Belag, der Puls war schwach und schnell – klassische Zeichen eines Yin- und Qi-Mangels. Wir begannen mit einer Kombination aus Akupunktur, individuell abgestimmter Kräutertherapie, Ernährungsumstellung (mehr gekochte, kühlende Speisen, weniger Kaffee und Alkohol) und einfachen Qigong-Übungen. Schon nach wenigen Wochen stabilisierte sich ihr Kreislauf, sie fühlte sich wieder sicher und vital.

Fazit: Sommermüdigkeit ist kein Schicksal

Sommermüdigkeit ist kein unausweichliches Schicksal, sondern ein Zeichen dafür, dass Ihr Körper nach Ausgleich und Fürsorge verlangt. Die TCM bietet Ihnen einen reichen Schatz an Möglichkeiten, Yin und Yang wieder in Harmonie zu bringen, das Herz zu beruhigen, die Mitte zu stärken und Ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.

Wenn Sie sich Unterstützung wünschen, begleite ich Sie gerne mit individueller Beratung, gezielten Behandlungen und alltagstauglichen Tipps. Gemeinsam finden wir heraus, was Ihr Körper und Ihr Geist brauchen, um auch in heißen Zeiten stabil, sicher und voller Energie zu bleiben.

Lebe TCM.
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